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10 Jahre Women in Law Jubiläum: Elisa Aichinger im Interview
“Eine gute Berufsausbildung und einen Job zu haben, in dem man gebraucht und geschätzt wird, ist ein großes Privileg.”  Ein Interview mit Elisa Aichinger, Partnerin bei Deloitte Österreich und Verantwortliche…

“Eine gute Berufsausbildung und einen Job zu haben, in dem man gebraucht und geschätzt wird, ist ein großes Privileg.” 

Ein Interview mit Elisa Aichinger,

Partnerin bei Deloitte Österreich und Verantwortliche für den Bereich Social Innovation, hat sich in ihrer Karriere stets den drängenden gesellschaftlichen und sozialpolitischen Herausforderungen gestellt. Sie betont: „Diversität erhöht die Innovationskraft und stärkt die Resilienz.“ Menschliche Verbundenheit in beruflichen Netzwerken ist für sie essenziel: „Kontakte müssen gepflegt werden – das gelingt nur, wenn man sich Zeit für Menschen nimmt.“

Wie bewältigen Sie die Balance zwischen beruflichen Anforderungen und privatem Leben, und welche Tipps würden Sie anderen Frauen in ähnlichen Situationen geben? 

Gerade im Projektgeschäft sind die Arbeitszeiten unregelmäßig und nicht immer planbar. Das führt natürlich dazu, dass die Grenze zwischen Beruf und Privatleben häufig verschwimmt. Umso wichtiger ist es für mich, immer wieder Abstand zum Berufsalltag zu gewinnen – dadurch bekomme ich eine andere Perspektive und sehe Dinge klarer. Damit das gelingt, plane ich längere berufliche Pausen frühzeitig und bewusst. Darüber hinaus nutze ich Phasen, die etwas ruhiger sind, um den Ausgleich abseits des Arbeitsalltags zu finden und Kraft zu tanken. 

Welche konkreten Schritte sollte Ihre Branche unternehmen, um ein inklusiveres Arbeitsumfeld zu schaffen? 

Wichtig ist es – beginnend vom Top Management – auf Diversität zu achten und sie zu fördern. Nur dadurch können traditionelle Strukturen aufgebrochen und so die Grundlage für einen Kulturwandel geschaffen werden. Denn feststeht: Diversität erhöht die Innovationskraft und stärkt die Resilienz.

Welche Chancen und Risiken sehen Sie in der zunehmenden Digitalisierung der Rechtsdienstleistungen? 

Die Chancen liegen definitiv darin, effizienter zu werden, indem man sich von monotonen und administrativen Aufgaben wie Recherchetätigkeiten zunehmend freispielen kann. Viel mehr kann die Arbeitszeit dort investiert werden, wo menschliche Fähigkeiten wirklich gebraucht sind, etwa in der Klientenbetreuung. Verbunden mit der Tatsache, dass Fachexpertise in vielen Fällen auf Knopfdruck verfügbar ist, muss nun natürlich das Verständnis der Dienstleistung stärker in den Vordergrund rücken. Und diese Entwicklung sollte sich vor allem in der Berufsausbildung, aber auch im Berufsverständnis niederschlagen.

Wie sind Sie an den Aufbau Ihres eigenen Netzwerks herangegangen und welche Strategien haben sich als besonders effektiv erwiesen? 

Mir ist es immer leichter gefallen, das Netzwerken aus einer Aufgabe heraus zu machen. Gerade wenn man aus einer Expertentätigkeit kommt, bieten sich hier viele Chancen. Diese Chancen habe ich sehr aktiv und konsequent genutzt. Um aber aus einem Erstkontakt auch ein Netzwerk aufzubauen, muss man seine Kontakte in weiterer Folge auch pflegen. Das kann nur gelingen, indem man sich für Menschen, mit denen einen beruflich etwas verbindet, auch Zeit nimmt.

Gibt es ein spezifisches Gesetz oder eine politische Initiative, die Sie persönlich beeinflusst hat, und können Sie beschreiben, wie? 

Die Lohntransparenzrichtlinie 2011 hat meinen beruflichen Werdegang sehr stark geprägt. Seitdem beschäftige ich mich damit, die berufliche Situation von Frauen in Unternehmen so aufzubereiten, dass das emotionale Thema Gleichstellung analytisch und sachlich diskutiert werden kann und die richtigen Maßnahmen für Diversität gesetzt werden können.

Was war der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben, und von wem stammte er? 

Eine gute Berufsausbildung und einen Job zu haben, in dem man gebraucht und geschätzt wird, ist ein großes Privileg. Mit der Funktion und der Verantwortung, die damieinhergehtht, sollte man bewusst umgehen und sie ernst nehmen. Gleichzeitig sollte man aber sich selbst nicht zu wichtig nehmen. Mein wichtigster beruflicher Wegbegleiter sagte immer: „Es geht nicht um Dich, es geht um die Sache.“ 

Interviewpartnerin: 
Elisa Aichinger ist Partnerin bei Deloitte Österreich und für den Bereich Social Innovation verantwortlich. In ihrer Tätigkeit unterstützt sie Unternehmen dabei, aktuellen gesellschafts- und sozialpolitischen Herausforderungen wie dem Fach- und Arbeitskräftemangel, dem demografischen Wandel oder Auslastungs- und Beschäftigungsschwankungen mit neuen personalwirtschaftlichen Lösungsansätzen zu begegnen. 

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