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10 Jahre Women in Law Jubiläum: Dina Hösele im Interview
“Mehr Köpfe haben mehr Ideen…”  Ein Interview mit Dina Hösele, Vorstandsmitglied der DenizBank AG, über die Erfolgsfaktoren für Frauen in der Rechtsbranche. Zudem betont sie die Bedeutung von Kommunikation, Kreativität…

“Mehr Köpfe haben mehr Ideen…” 

Ein Interview mit Dina Hösele,

Vorstandsmitglied der DenizBank AG, über die Erfolgsfaktoren für Frauen in der Rechtsbranche. Zudem betont sie die Bedeutung von Kommunikation, Kreativität und Mediation. „Diversität hat sich vom Schlagwort zur gelebten Praxis gewandelt,“ berichtet sie, sieht aber noch Potenzial bei der Inklusion. Ihr Rat für junge Juristinnen: „Seien Sie selbstbewusst, hartnäckig und sichtbar, und suchen Sie sich Mentoren.“

Wie haben Sie sich Ihre Position in der juristischen Branche erarbeitet und welche spezifischen Herausforderungen mussten Sie als Frau überwinden? 

Ich habe nach dem Studium und Gerichtspraktikum als Juniorin in einer großen, renommierten Wirtschaftsprüfungskanzlei zu arbeiten begonnen. Einerseits wollte ich schon damals unbedingt in die Wirtschaft, andererseits hatte ich noch keine bestimmte Branche vor Augen. Der Job gab mir die Möglichkeit, Einblick in unterschiedliche Unternehmen zu erhalten.

Darüber hinaus habe ich während dieser Zeit jede Gelegenheit zur Weiterbildung genutzt, vor allem im Bereich der Banken und Versicherungen. Damit war ich optimal auf die Herausforderungen als interne Revisorin und später als Leiterin der internen Revision im Bankensektor vorbereitet.

Die Position als Revisionsleiterin war dann auch das Sprungbrett in den Vorstand. Ich hatte viel Glück oder Überzeugungskraft, vielleicht auch beides: meine durchwegs männlichen Vorgesetzten haben immer viel Vertrauen in mich gesetzt und mir viel zugetraut. Das spornt an und Erfolge machen natürlich Spaß.

Welche Maßnahmen oder Unterstützungen halten Sie für essenziell, um die Karriereentwicklung von Frauen in der Rechtsbranche zu fördern? 

Das Studium der Rechtswissenschaften ist in meinen Augen eine ideale Ausgangsbasis. Danach kann man sich in vielerlei Richtungen entwickeln. Spezialisierung bereits während des Studiums und konstante Fortbildung sind jedenfalls notwendig. Aus meiner Sicht können insbesondere Juristinnen von einem ausgeprägten Talent zur Kommunikation, Kreativität beim Finden von Lösungsansätzen, Kompromissbereitschaft und Mediation profitieren.

Inwiefern hat sich Ihrer Meinung nach die Situation bezüglich Diversität und Inklusion in der österreichischen Rechtsbranche in den letzten Jahren verändert? 

Meiner Wahrnehmung nach hat sich Diversität vom Schlagwort zur gelebten Praxis hin entwickelt. Das Bewusstsein hat sich durch die konsequente Thematisierung in der Gesellschaft, nicht nur im beruflichen Alltag, aber final natürlich auch durch rechtliche Normierung geändert.

Ich behaupte nicht, dass alle Ziele schon erreicht sind, aber der Trend scheint zumindest richtig. Inklusion hat da sicher noch mehr Luft nach oben. Gefühlt wird das Thema auf Barrierefreiheit reduziert. Ich glaube, da braucht es noch mehr Gestaltungswillen.

Welche Chancen und Risiken sehen Sie in der zunehmenden Digitalisierung der Rechtsdienstleistungen? 

In Bezug auf die zunehmende Digitalisierung der Rechtsdienstleistungen sehe ich auf der einen Seite Chancen, wie eine schnellere und effizientere Bearbeitung von Rechtsfällen, eine verbesserte Zugänglichkeit von Rechtsinformationen und eine mögliche Senkung der Kosten für Rechtsberatung.

Auf der anderen Seite könnten Risiken wie Datenschutzbedenken, mögliche Fehler bei der automatisierten Rechtsberatung und die Gefahr von Cyberangriffen auftreten. Es ist wichtig, diese Entwicklungen sorgfältig zu beobachten und angemessen zu regulieren, um die Vorteile der Digitalisierung bestmöglich zu nutzen und die Risiken zu minimieren.

Was sind Ihrer Meinung nach die Schlüsselelemente für ein erfolgreiches, professionelles Netzwerk in der juristischen Branche? 

Erfahrungsaustausch ist für mich ein wesentlicher Faktor zur stetigen Verbesserung. Dazu braucht es ein passendes Umfeld und die Bereitschaft zur Diskussion. Ich bin eine Anhängerin der Idee des „common wisdom“. Mehr Köpfe haben mehr Ideen, man inspiriert sich wechselseitig. Wie überall ist es ein Geben und Nehmen. Ein beständiges Netzwerk baut sich mittels Vertrauens über die Jahre auf und will gepflegt werden.

Wie sind Sie an den Aufbau Ihres eigenen Netzwerks herangegangen und welche Strategien haben sich als besonders effektiv erwiesen? 

Der Aufbau eines Netzwerks erfordert Zeit und Einsatz. Ich nehme regelmäßig an Konferenzen, Seminaren und anderen Branchenveranstaltungen teil. Dies ist eine gute Gelegenheit, neue Menschen kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Zudem bin ich Mitglied in verschiedenen Berufsverbänden. Diese Verbände bieten Netzwerkveranstaltungen und andere Möglichkeiten, sich mit anderen Jurist:innen zu vernetzen. Innerhalb der DenizBank AG engagieren ich mich zudem für Mentoring Events für junge Mitarbeiterinnen. Dies sind gute Möglichkeiten, meine Fähigkeiten und Erfahrungen mit anderen zu teilen.

Was war der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben, und von wem stammte er?

Ich bin generell sehr offen und vielseitig interessiert. Es gab daher nicht den einen Ratschlag in meiner Laufbahn, vielmehr war es eine Vielzahl von Tipps und Ratschlägen, die ich gerne beherzigt habe. Ich habe mir aber auch viel von Menschen in meinem Umfeld abgeschaut. Von manchen habe ich gelernt, was ich erreichen möchte, von anderen, was ich vermeiden möchte. Mit der Zeit und mehr Erfahrung habe ich meinen eigenen Weg gefunden.

Welche Ratschläge würden Sie jungen Juristinnen geben, die gerade ihre Karriere in einer überwiegend männlich dominierten Branche beginnen? 

Seien Sie selbstbewusst: Glauben Sie an Ihre Fähigkeiten und lassen Sie sich nicht von anderen entmutigen. Seien Sie hartnäckig: Geben Sie nicht auf, auch wenn Sie Rückschläge erleiden. Suchen Sie sich einen Mentor oder eine Mentorin: Ein Mentor oder eine Mentorin kann Ihnen wertvolle Ratschläge und Unterstützung geben. Seien Sie sichtbar: Machen Sie Ihre Leistungen sichtbar und engagieren Sie sich in Ihrer Kanzlei oder Ihrem Unternehmen.

Interviewpartnerin: 

Dina Hösele ist Juristin und seit 2019 im Vorstand der DenizBank AG. Sie ist zuständig für den Bereich der Marktfolge. Bevor sie in den Vorstand berufen wurde, war sie im Finanzsektor als Revisionsleiterin und in der Wirtschaftsprüfung tätig.

Foto-Copyright: Deniz Bank

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