“Nachsicht haben mit mir selbst und mit anderen. Man ist ja auch nur ein Mensch.”
Ein Interview mit Natascha Sautter
Natascha Sautter, Steuerberaterin und Finanzstrafrechtsexpertin bei ALTHUBER SPORNBERGER & PARTNER, verrät ihre Strategien zur harmonischen Balance von Beruf und Privatleben: „Wenn ich mir Zeit für meine Familie nehme, versuche ich auch wirklich, ‚da‘ zu sein.“ Zudem betont sie eine duale Facette der Digitalisierung und berichtet über ihre positive Erfahrung von Inklusivität am Arbeitsplatz. Über die transformative Kraft von Fehlern teilt sie eine wichtige Erkenntnis: „Aus Fehlern lernt man meistens mehr, als wie, wenn alles geklappt hat.
Wie bewältigen Sie die Balance zwischen beruflichen Anforderungen und privatem Leben, und welche Tipps würden Sie anderen Frauen in ähnlichen Situationen geben?
Eine Balance zwischen Beruf und Privatleben hinzubekommen, ist nicht weniger als ein Kunststück und gelingt daher manchmal besser und manchmal schlechter. Ein paar meiner „Strategien“ sind
- Nachsicht haben mit mir selbst und mit anderen. Das erleichtert Vieles. Man ist ja auch nur ein Mensch.
- Prioritätensetzung, weil alles geht nicht (Ich hab´s ausprobiert. Geht wirklich nicht.)
- Zeitmanagement – bei gleichzeitiger Flexibilität, alles wieder über den Haufen zu werfen, wenn es anders kommt. Und es kommt sehr häufig anders.
- Delegation – gepaart mit dem Vertrauen, dass der andere den Job auch wirklich erledigt (sonst wird aus Delegation nämlich sehr rasch mehr Arbeit und nicht weniger).
- Achtsamkeit. Wenn ich mir Zeit für meine Familie nehme, versuche ich auch wirklich, „da“ zu sein (nicht nur körperlich).
- Womit wir dann ganz schnell wieder bei Punkt 1 wären. 😊
Welche konkreten Schritte sollte Ihre Branche unternehmen, um ein inklusiveres Arbeitsumfeld zu schaffen?
Ganz ehrlich: ich habe mein Arbeitsumfeld nie als „nicht inklusiv“ empfunden. Ich habe mich weder selbst jemals diskriminiert gefühlt (in meinem Fall: als Frau oder weil jung, weil das war ich ja auch mal), noch in meinem engeren persönlichen Umfeld wahrgenommen, dass es anderen so ergangen wäre. Das wurde mir seitens meiner Vorgesetzten immer so vorgelebt. Aber da mag ich Glück gehabt haben. Wo das nicht der Fall ist, braucht es sicher aktive Maßnahmen, die zur Sensibilisierung beitragen, wie zB Programme in Richtung gezieltes Rectruiting, Förderung, Mentoring etc.
Welche Chancen und Risiken sehen Sie in der zunehmenden Digitalisierung der Rechtsdienstleistungen?
Da gibt es natürlich einige Pro- und Contras. Pro etwa: Steigerung der Effizienz und Produktivität, in dem repetitive Aufgaben automatisiert werden. Für einige Rechtsdienstleistungen tun sich zudem auch neue Geschäftsmöglichkeiten und Vertriebskanäle auf. Contra: Datenschutz und Datensicherheit. Was mein spezielles Berufsfeld, vor allem das Finanzstrafrecht, anbelangt, bieten sich der Finanzverwaltung natürlich durch die zunehmende Digitalisierung auch enorme Möglichkeiten hinsichtlich der Aufdeckung von Finanzstraftaten. Aus Sicht eines Finanzstraftäters ein klares Contra, aus Beratersicht kann man die damit zu erwartende Zunahme von Finanzstrafverfahren natürlich auch anders sehen… 🙂
Wie wichtig war das Mentoring in Ihrer Karriere und können Sie ein prägendes Erlebnis mit einem Mentor oder einer Mentorin teilen?
Mentoring hat mich durch meine gesamte berufliche Laufbahn eigentlich immer begleitet. Was ich als sehr prägend mitgenommen habe, war das Vertrauen, das mir immer entgegengebracht wurde – auch in Situationen, in denen ich selbst keines in mich hatte. Aber das sind die Momente, wo man aus seiner Komfortzone gestoßen wird, und daran wächst man. Wichtig ist da die Einstellung, nämlich keine Angst vor Fehlern zu haben. Weil, wenn man´s verhaut, dann hat man auch was gelernt. Aus Fehlern meistens mehr, als wie wenn alles geklappt hat. Fehler sind eine hervorragende Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln.
Was war der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben, und von wem stammte er?
Ich hoffe, da gilt auch ein Buch – auch wenn „der Ratschlag“ damit nicht nur an mich alleine gegangen ist: Stepen R. Covey, „Die 7 Wege zur Effektivität“. Und ich könnte nicht sagen, was darin „der beste Ratschlag“ ist, weil es in diesem Buch nämlich so unglaublich viele gute gibt. Aber damit ich jetzt wenigstens irgendetwas nenne: sich proaktiv auf seinen eigenen Einflussbereich konzentrieren (statt zum Beispiel darauf, was jemand anderer nicht gut macht oder Umstände, über die man keine Kontrolle hat). Zum Beispiel. Aber am besten einfach lesen.
Interviewpartnerin:
Mag. Natascha Sautter ist Steuerberaterin und zertifizierte Finanzstrafrechtsexpertin in der auf Steuerverfahren, Finanzstrafrecht und Managerhaftung spezialisierten Sozietät ALTHUBER SPORNBERGER & PARTNER. Sie ist regelmäßig als Vortragende tätig und hat zahlreiche Publikationen in führenden Fachzeitschriften und wissenschaftlichen Büchern veröffentlicht.
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