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10 Jahre Women in Law Jubiläum: Claudia Simon im Interview
„Für mich ist es wichtig, authentische Verbindungen aufzubauen. „ Ein Interview with Claudia Simon Claudia Simon, Legal Director bei Coca-Cola Hellenic, betont, dass es oft die kleinen alltäglichen Gesten sind, die…

„Für mich ist es wichtig, authentische Verbindungen aufzubauen. „

Ein Interview with Claudia Simon

Claudia Simon, Legal Director bei Coca-Cola Hellenic, betont, dass es oft die kleinen alltäglichen Gesten sind, die für die Karriereentwicklung von Frauen den entscheidenden Unterschied machen. Netzwerke entstehen für sie nicht durch strategische Entscheidungen, sondern weil es schön ist, mit Menschen, mit denen sie sich gut versteht, in Kontakt zu bleiben. 

Welche Maßnahmen oder Unterstützungen halten Sie für essenziell, um die Karriereentwicklung von Frauen in der Rechtsbranche zu fördern? 

Ich möchte mich bei der Beantwortung der Frage auf die Bereiche fokussieren, die wir selbst beeinflussen können – und das ist ein Vorbild zu sein und vor allem die gegenseitige Unterstützung. Oft sind es kleine Dinge, die uns das Leben schwer machen: Wir sind uns unsicher – etwa ob wir in einer Diskussion etwas sagen oder ob wir an einem Meeting teilnehmen sollen, etc. Wenn wir das bei Kolleginnen oder anderen Frauen bemerken, dann können wir etwa damit helfen, dass wir sie aktiv einladen die Meinung zu sagen oder an einer Besprechung teilzunehmen. Wenn wir aufmerksam sind, dann gibt es wirklich viele Wege, wie wir andere Frauen in Alltagssituationen unterstützen können, ihre Leistungen sichtbar machen können und das sind wichtige kleine Schritte bei der Entwicklung einer Karriere. 

Es gibt natürlich viele Dinge, die Personalabteilungen und Unternehmen, Chefs und Chefinnen machen können. Und das ist alles – nach wie vor – wichtig und richtig. Aber wenn wir alle jeden Tag unseren Beitrag leisten, dann macht das auch einen großen Unterschied. 

Inwiefern hat sich Ihrer Meinung nach die Situation bezüglich Diversität und Inklusion in der österreichischen Rechtsbranche in den letzten Jahren verändert? 

Als ich begonnen habe, gab es in den Kanzleien, in denen ich anfangs gearbeitet habe, fast gar keinen Frauen auf Partnerebene. Ich weiß das noch, weil ich das immer genau verfolgt habe und weil es für mich enttäuschend war. Sowas wie Karenz, Teilzeit etc. gab es kaum und schon gar nicht wurde darüber geredet oder solche „Modelle“ gutgeheißen. Und auch sonst gab es das Bild von DEM Juristen – das war sehr einheitlich. Nicht nur in Bezug auf das Geschlecht. Es wurde generell kein Wert auf Diversität gelegt. Da hat sich schon einiges geändert. Auch wenn es noch einen Weg zu gehen gibt. 

Wie nutzen Sie Technologie in Ihrer täglichen Arbeit, und welche Tools würden Sie besonders empfehlen? 

Da habe ich sicher auch noch einiges zu lernen 😉. Für mich sind Übersetzungen das Thema, wo ich die meiste Erleichterung merke. Ich arbeite viel international und habe ich früher viel Zeit mit Übersetzungen verbracht (Deutsch – Englisch und umgekehrt). Das ist jetzt kein großes Thema mehr. 

Wie sind Sie an den Aufbau Ihres eigenen Netzwerks herangegangen und welche Strategien haben sich als besonders effektiv erwiesen? 

Ich bin das eigentlich nie strategisch angegangen. Für mich ist es wichtig, authentische Verbindungen aufzubauen. Ich habe noch nie Kontakte gepflegt, weil sie mir vielleicht mal etwas „bringen“ können. Für mich ist es schön, mit Menschen, mit denen ich mich gut verstehe in Kontakt zu bleiben. Und irgendwann kommt auch so ein Netzwerk zustande 😉. 

Was war der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben, und von wem stammte er? 

Mir persönlich hat das Buch „Lean in“ von Sheryl Sandberg sehr geholfen und ich habe es schon an viele Kolleginnen und Freundinnen weitergegeben. Sie arbeitet gut heraus, wie unterschiedlich Frauen und Männer teilweise in beruflichen Situationen agieren und bietet auch ganz konkrete Vorschläge für Lösungen. Sie hat etwa beobachtet, dass Frauen – oft früh und freiwillig – auf Karrieremöglichkeiten verzichten, da sie ja vielleicht irgendwann schwanger werden könnten und sie dann Schwierigkeiten erwarten könnten. Hier gibt die Autorin den Tipp, nicht zu früh und ohne konkreten Grund sich selbst aus dem Rennen zu nehmen. Das habe ich mir zu Herzen genommen und es hat gut funktioniert. Ich habe kurz vor meiner Karenz eine Beförderung angenommen – und dass ich schwanger war, war gar nicht so ein großes Thema/Problem wie ich gedacht hätte. 

Interviewpartnerin:

Claudia Simon studierte von 2001 bis 2005 Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Nach Tätigkeiten als Konzipientin in Anwaltskanzleien erwarb sie 2010 einen MBA an der University of Western Sydney. 2012 begann Simon bei Coca-Cola Hellenic, zunächst in der Rechtsabteilung, später als deren Leiterin. Seit Juni 2023 ist sie Legal Director Region 2 des Konzerns, zuständig für mehrere südosteuropäische Länder. 

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