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10 Jahre Women in Law Jubiläum: Katharina Kubik im Interview
“Es kann auch nach vorne losgehen.” Ein Interview mit Katharina Kubik Katharina Kubik, Partnerin bei Freshfields in Wien und Lektorin an Wiener Universitäten, hat sich ihren Erfolg in der juristischen…

“Es kann auch nach vorne losgehen.”

Ein Interview mit Katharina Kubik

Katharina Kubik, Partnerin bei Freshfields in Wien und Lektorin an Wiener Universitäten, hat sich ihren Erfolg in der juristischen Welt hart erarbeitet: „Der Weg zu meiner Position war nicht immer einfach und geradlinig, aber das wäre einem Mann bestimmt ähnlich gegangen,“ betont sie und hebt die Bedeutung von Mentoring und dessen „Vertrauensbeziehungen“ hervor. In der Digitalisierung der Rechtsbranche sieht sie „hauptsächlich Chancen“, obwohl die Veränderungen auch „erschreckend“ sein können. Ihr Rat für junge Juristinnen? „Sich aus der Komfortzone herauszutrauen“ und authentisch zu bleiben.

Wie haben Sie sich Ihre Position in der juristischen Branche erarbeitet und welche spezifischen Herausforderungen mussten Sie als Frau überwinden?

Neben wertgeschätztem Arbeitseinsatz, gehörte sicherlich auch ein Quäntchen Glück zu meinem Erfolg. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass ich spezifische Herausforderungen, die sich nur Frauen stellen, meistern musste – der Weg zu meiner Position war nicht immer einfach und geradlinig, aber das wäre einem Mann bestimmt ähnlich gegangen.

Welche Maßnahmen oder Unterstützungen halten Sie für essenziell, um die Karriereentwicklung von Frauen in der Rechtsbranche zu fördern?

Mentoring, Sponsoring, ungezwungene Austauschmöglichkeiten mit anderen Frauen.

Wie bewältigen Sie die Balance zwischen beruflichen Anforderungen und privatem Leben, und welche Tipps würden Sie anderen Frauen in ähnlichen Situationen geben?

Manchmal besser, manchmal weniger gut – es gibt Tage, an denen ich nicht weiß, wo mir der Kopf steht. Dann hilft es mir daran zu denken, dass der Tag vorübergeht und morgen die Sonne wieder scheint/alles einfacher wird. Und jede Herausforderung ist ein Learning für das nächste Mal – da wird es dann einfacher gehen.

Inwiefern hat sich Ihrer Meinung nach die Situation bezüglich Diversität und Inklusion in der österreichischen Rechtsbranche in den letzten Jahren verändert?

Diversität, in all ihre Ausprägungen, ist Realität, an der Inklusion müssen wir sicherlich noch arbeiten – es wäre schön, wenn dies funktionieren würde, ohne dass deren Notwendigkeit in Frage gestellt wird.

Welche konkreten Schritte sollte Ihre Branche unternehmen, um ein inklusiveres Arbeitsumfeld zu schaffen?

Je diverser die Rollenbilder werden, desto einfacher gestaltet sich Inklusion – am Ende braucht es aber oft individuelle Lösungen, um der Diversität gerecht zu werden.

Können Sie ein Beispiel nennen, bei dem eine diverse Arbeitsumgebung zu einer besseren Lösung oder zu innovativeren Ansätzen bei einem rechtlichen Problem geführt hat?

Jede Diskussion wird lebendiger, wenn unterschiedliche Meinungen zugelassen werden.

Welche Chancen und Risiken sehen Sie in der zunehmenden Digitalisierung der Rechtsdienstleistungen?

Hauptsächlich Chancen – die Digitalisierung erlaubt uns, unseren Job neu zu denken, weiterzuentwickeln, dem Stillstand entgegenzuwirken. Das erschreckt manchmal, da Veränderung nicht immer nur angenehm ist.

Wie wichtig war das Mentoring in Ihrer Karriere und können Sie ein prägendes Erlebnis mit einem Mentor oder einer Mentorin teilen?

Es war gut zu wissen, dass es Personen gibt, an die ich mich mit der Buntheit meiner Themen/Gedanken wenden konnte und die mir als Sparring Partner zur Verfügung standen und noch immer stehen. Diese Vertrauensbeziehungen haben mir geholfen, meine Sichtweisen zu reflektieren und – wo notwendig – anzupassen.

Was sind Ihrer Meinung nach die Schlüsselelemente für ein erfolgreiches professionelles Netzwerk in der juristischen Branche?

Die Identifizierung von Themen, auf die man sich konzentrieren möchte und dann die bewusste Auswahl von dafür förderlichen Veranstaltungen, Netzwerken, Runden. Und dann sich nicht zu scheuen, in diesen Runden auch aktiv aufzutreten. Dieser Schritt ist sicherlich nicht einfach.

Wie sind Sie an den Aufbau Ihres eigenen Netzwerks herangegangen und welche Strategien haben sich als besonders effektiv erwiesen?

Neben dem Punkt zuvor, Offenheit, sich aus der Komfortzone heraustrauen, mit Leuten in Kontakt treten, bei Anfragen zusagen (auch, wenn man in einem ersten Schritt vielleicht noch nicht weiß, ob man es kann/was es bringt) und nicht aus den Augen verlieren, dass man sich immer mindestens 2-mal im Leben begegnet.

Was war der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben, und von wem stammte er?

Es kann auch nach vorne losgehen – dieser Spruch hat mich nicht losgelassen, weil er endlos optimistisch ist. Wem er zuzuschreiben ist, weiß ich leider nicht mehr.

Können Sie einen Moment in Ihrer Karriere beschreiben, der besonders herausfordernd war und wie Sie damit umgegangen sind?

Es gibt viele Tage, die besonders herausfordernd waren, sind und sicherlich auch noch sein werden. Das wunderbare an meinem Job ist, dass kein Tag dem anderen gleicht und ich ständig Neues lernen darf – das macht es herausfordernd schön.

Welche Ratschläge würden Sie jungen Juristinnen geben, die gerade ihre Karriere in einer überwiegend männlich dominierten Branche beginnen?

Nicht immer über mögliche Unterschiede nachzudenken, möglichst authentisch bleiben und ruhig den Mund aufmachen. Und zulassen, dass nicht alles an „Tag 1“ funktionieren wird.

Interviewpartnerin:
Katharina Kubik ist Partnerin in der internationalen Praxisgruppe Steuerrecht bei Freshfields in Wien. Sie ist außerdem Lektorin an der Universität Wien und Wirtschaftsuniversität Wien, sowie Autorin zahlreicher Fachbeiträge.

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