“Diversität ist für strategische Entscheidungsprozesse immens wichtig.”
Ein Interview mit Renata Hrnjak
Renata Hrnjak, derzeit Head of Legal & Compliance bei Samsung Österreich, hat einen bemerkenswerten Karriereweg in der Rechtsbranche hinter sich. Sie betont die Bedeutung von hybriden Arbeitsstrukturen und berichtet von konkreten Maßnahmen, die Samsung zur Förderung einer ausgewogenen Work-Life-Balance umgesetzt hat. Zudem erfahren Sie, welche innovativen Lösungen durch eine diverse Arbeitsumgebung entstehen können und welche Ratschläge sie jungen Juristinnen mit auf den Weg gibt.
Welche Maßnahmen oder Unterstützungen halten Sie für essenziell, um die Karriereentwicklung von Frauen in der Rechtsbranche zu fördern?
Da Kinderbetreuung statistisch nach wie vor überwiegend von Frauen geleitet wird, braucht es hier Rahmenbedingungen, die es für Frauen dennoch attraktiv machen einen Beruf in der Rechtsbranche anzustreben bzw auszuüben. Man hört ja insbesondere von Anwaltskanzleien schon seit längerem von einem massiven Rückgang von Anwältinnen und je höher in der Karriereleiter, desto deutlicher zeichnet sich ein männliches Bild ab.
Hier bedarf es eines aktiven Umdenkens und einer Modernisierung, wie es in Rechtsabteilungen schon seit einiger Zeit zu beobachten ist: Hier wird auf Diversität immer mehr Wert gelegt. Weiters werden bereits in vielen Unternehmen flexible Arbeitszeitmodelle angeboten und seit der Pandemie hat sich vermehrt auch ein hybrides Arbeiten durchgesetzt. Das ermöglicht es Frauen besser Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Auch wir bei Samsung haben entsprechende Maßnahmen gesetzt: unsere MitarbeiterInnen können im Rahmen der Gleitzeitregelung den Arbeitsbeginn und das –ende selbst bestimmen, im Rahmen der Mobile Working Regelung auch von Zuhause arbeiten und wir haben zahlreiche Initiativen für eine ausgeglichene Work-Life-Balance umgesetzt.
Können Sie ein Beispiel nennen, bei dem eine diverse Arbeitsumgebung zu einer besseren Lösung oder zu innovativeren Ansätzen bei einem rechtlichen Problem geführt hat?
Diversität ist für strategische Entscheidungsprozesse immens wichtig. Eine diverse Besetzung bringt Perspektivenwechsel, Dynamik sowie innovative Lösungsansätze. Wir schauen insbesondere in unternehmensinternen Gremien (wie beispielsweise der zu Beginn der Pandemie gegründeten Corona Task-Force) darauf, dass diese divers besetzt sind: Wie haben beispielshaft gesehen, dass die Akzeptanz von Unternehmensentscheidungen bei den MitarbeiterInnen gestiegen ist, da durch eine divers besetzte Task Force vielschichtige Aspekte eingebracht werden konnten.
Welche Chancen und Risiken sehen Sie in der zunehmenden Digitalisierung der Rechtsdienstleistungen?
Die größte Chance und Nutzen sehe ich jedenfalls in der Effizienzsteigerung, die durch Digitalisierung erreicht werden kann. Mit einem intelligenten Vertragsmanagementsystem, welche möglichst einen gesamten contract lifecycle umfasst, können beispielshaft Ressourcen und damit Ausgaben eingespart werden. Überall dort, wo Automatisierung eingesetzt wird, kann Zeit gespart werden. Die angebotenen Produkte müssen allerdings erprobt sein. Es bringt wenig, einen schnellen Erfolg zu verbuchen und im Nachgang dann aber mit dem Ausbügeln von Fehlern oder dem Nachjustieren beschäftigt zu sein, die man hätte verhindern können. Das ist nicht nachhaltig und auch nicht effizienzsteigernd.
Welche Ratschläge würden Sie jungen Juristinnen geben, die gerade ihre Karriere in einer überwiegend männlich dominierten Branche beginnen?
Vertraue in deine Fähigkeiten und lass dir dein Selbstvertrauen nicht nehmen. Erkenne möglichst schnell, welche Leute dich unterstützen, dich fördern und von welchen du lernen kannst. Umgib dich mit diesen und halte dich von jenen fern, die dich klein machen, um selbst größer zu wirken. Unterschätze nicht, wie wichtig ein gutes Netzwerk ist. Nimm dir Zeit dieses zu pflegen und auszuweiten und sei offen für Neues.
Interviewpartnerin:

Renata Hrnjak hat nach Abschluss ihres Studiums am Juridicum in Wien (2003) und des Gerichtsjahres (2004) einen Masterlehrgang in Law & IT an der Universität Stockholm besucht (2005). Im Jahr 2007 begann sie in der Rechtsabteilung bei AT&S Austria Technologie & Systemtechnik AG zu arbeiten und war dort nach mehreren Karriereschritten schließlich bis 2010 als Corporate Head of Law and Insurance & Compliance Officer tätig. Seit 2011 ist sie bei Samsung Österreich als Head of Legal & Compliance beschäftigt und hat diese Position bis heute inne.
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