Mag. Melike Okulmus ist Mentee in der dritten Runde des Women in Law Mentoring Programmes. Für uns hat sie ein paar Fragen beantwortet.
Warum hast du dich für das Programm als Mentee entschieden?
Mir war es außerordentlich wichtig, in dieser beruflich anspruchsvollen Szene in Kontakt mit gleichgesinnten Frauen zu treten, mich mit ihnen auszutauschen und gegenseitig von unseren Erfahrungen und Kenntnissen zu profitieren. Dies umso mehr, als Netzwerke in unserer modernen Arbeitswelt immer wichtiger werden. Nicht wenige assoziieren damit ja allen voran Freunderlwirtschaft, verstaubten Abendveranstaltungen und oberflächlichen Small Talk. In Wahrheit steckt jedoch viel dahinter.
Warum funktioniert Mentoring deiner Meinung nach?
Für mich sprechen einige gute Gründe für Mentoring. Zum einen wurde mir als Mentee eine Person zur Seite gestellt, die mit ähnlichen Problemstellungen konfrontiert war, die mir zuhört und sich für mein Weiterkommen interessiert. Der Mentor/die Mentorin hilft, Fallstricke zu vermeiden und Hürden effizienter und effektiver zu überwinden, da er/sie diesen Weg bereits hinter sich hat und auf einen weiten Erfahrungsschatz zurückblicken kann. Davon profitiert die Mentee nach meiner Erfahrung enorm. Meine Mentorin fungierte für mich zum anderen auch als großes persönliches Vorbild. Es hilft sehr, zu wissen, dass mich jemand auf meinem Karriereweg begleitet und hilft die entscheidenden Schritte zu gehen.
Was hat sich bisher durch die Teilnahme am Programm für dich konkret verändert?
Ich selbst konnte bis dato schon große berufliche Änderungen vornehmen. Das Mentoring half mir, meinen Wert im beruflichen Kontext besser zu erkennen und mich auch dahingehend zu positionieren. Außerdem unterstützte mich der ständige Austausch und das Briefing durch meine Mentorin darin, auch schwierige und belastende Situationen gut zu managen, sodass ich letztlich, hinsichtlich meiner Selbstentwicklung, unheimlich davon profitieren konnte. Neben dem persönlichem Austausch mit Gleichgesinnten, ermöglichte Women in Law mir mein Netzwerk um wichtiger Kontakte zu erweitern. Nicht selten haben sich daraus auch Freundschaften entwickelt.
Was ist dein berufliches Motto?
„Gib dich nie mit dem Erreichten zufrieden, sondern suche nach neuen Herausforderungen und nimm dabei Hilfe an, wenn sie sich dir bietet !“
Zwei Do‘s und Don’ts für die Karriere von Rechtsanwältinnen bzw. Unternehmensjuristinnen?
Don‘ts:
- Sich nicht oft genug zu trauen, Dinge einzufordern: Sei es bei Gehaltsanpassungen oder anderweitigen Forderungen
- Andere Frauen pauschal als Konkurrenz sehen
Do’s:
- Nimm (einkalkulierte) Risiken auf dich. Teil einer erfolgreichen Karriere als Frau ist es, zu wissen, wann und wie man Risiken auf sich nehmen und wann man es besser sein lassen sollte.
- Bau dir deine Personal Brand auf! Während harte Arbeit und Engagement als Schlüssel zum beruflichen Erfolg angepriesen werden, gibt es ein weiteres wichtiges Element, über das nicht allzu oft gesprochen wird- deine eigene Marke, sei es in der Kanzlei, aber auch branchenweit (Vorträge, Veröffentlichungen etc.) – diese ist oft der Schlüssel zum Erfolg.
Wenn du könntest, was würdest du in deiner Branche verändern? Hast du konkrete Lösungsvorschläge oder warum hast du keine?
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo ich anfangen soll… 😊 Die Liste ist wahnsinnig lang. Die Tatsache, dass es so viele Konzipient:innen gibt und nur wenige sich de facto eintragen lassen als Anwält:innen, sollte der Kammer ja schon zu denken geben. Ein fehlendes Korrektiv für HR-Belange und sämtliche Entscheidungen der Geschäftsführung, wenig bis kaum Verständnis für Work-Life-Balance, welche für ein erfülltes und möglichst langanhaltendes Berufsleben unabdingbar ist, festgefahrene Glaubenssätze und Mechanismen, wenig Elan für Änderungen und reine Promotion mit wenig ehrlichem Inhalt auf Social Media & Co sind nur einige meiner Kritikpunkte.
Die Letztverantwortung liegt oftmals einzig und allein bei der Geschäftsführung, mit der vieles steht und fällt. In meiner bisherigen Laufbahn habe ich es nicht selten erlebt, dass einige Neuerungen durch „alteingesessene Partner“ (hier bewusst nicht gegendert!) boykottiert wurden. Inhaltslose Kritik à la „Homeoffice gabs auch damals nicht“ und „Dort hackelt man eh nix“ frustriert. Da braucht man sich dann konsequenterweise auch nicht wundern, dass der Andrang von Konzipient:innen bescheiden ist und viele nach nicht einmal einem Jahr die Flinte ins Korn werfen, da ihre Frusttoleranz erreicht ist. Allen voran, wenn man merkt, dass sich nur bedingt (durch die vorherrschenden Mechanismen in Kanzleien) etwas in absehbarere Zeit ändern wird. Prestige ist für meine Generation längst nicht mehr alles.
Die RAK muss sich hierbei hinterfragen, ob sie sich den beschriebenen Anliegen der jüngeren Generation wirklich vollumfänglich annimmt oder, ob ihr diese überhaupt bewusst sind.
Inwieweit konnte die gemeinsame Zeit beim Retreat Wochenende zu deiner persönlichen und/oder beruflichen Entwicklung beitragen?
Die Zeit beim Retreat-Wochenende war für mich wahnsinnig lehrreich und zugleich entspannend. Die unzähligen Gespräche mit faszinierenden Frauen, das Beisammensein, die interessanten Vorträge, das großartige Essen… man unterschätzt wirklich, wieviel einem selbst solch eine kurze (aber lernintensive!) Zeit für die persönliche und berufliche Entwicklung bringen kann. Die zahlreichen Tipps und Erfahrungsberichte sind Gold wert!
Ich kann Women in Law abschließend nur jeder empfehlen!
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