Mentoring

Interview mit Women in Law Mentorin MMag. Dr. Daniela Huemer, LL.M.
Das Women in Law Mentoring Programm ging im September 2021 in die erste Runde. Wir haben Mentorin MMag. Dr. Daniela Huemer, LL.M. gefragt, wieso Mentoring im Rechtsbereich wichtig ist und…

Das Women in Law Mentoring Programm ging im September 2021 in die erste Runde. Wir haben Mentorin MMag. Dr. Daniela Huemer, LL.M. gefragt, wieso Mentoring im Rechtsbereich wichtig ist und was sie persönlich vorantreibt.

Was ist ihr (berufliches) Motto?

Ich bin Ich und Du bist Du.

Was sich für mich richtig anfühlt, muss sich nicht zwingend auch für andere richtig anfühlen und was für andere eine richtige Entscheidung ist muss nicht zwingend auch die richtige Entscheidung für mich ganz persönlich sein. Jeder Mensch hat das Recht, sich selbst zu entscheiden, wie die Themen Beruf und Familie miteinander kombiniert und gelebt werden. Lassen wir doch alle ihr eigenes Lebensmodell wählen und auch danach leben, ohne das Lebensmodell der anderen zu beurteilen oder das eigene gewählte Lebensmodell von anderen beurteilen zu lassen.

Warum sind Sie bei diesem Programm als Mentorin dabei?

Das Mentoring an sich ist mE ein wirksames Personalentwicklungsinstrument – insbesondere im beruflichen Kontext, aber auch beim Wissenstransfer in persönlichen Beziehungen. So kann fachliches Wissen/Erfahrungen an andere KollegInnen weitergegeben werden. Mein Ziel ist es dabei, bei persönlichen oder beruflichen Entwicklungen und Entscheidungen bestmöglich zu unterstützen, eine neutrale Außensicht einzunehmen und offen und ehrlich die eigenen täglichen persönlichen Herausforderungen anzusprechen. Meine Erfahrung ist, dass das Gegenüber oft überrascht – aber dann auch erleichtert – ist zu hören, dass sich viele täglichen Herausforderungen auch bei einem selbst stellen oder gestellt haben.

Auch als Mentorin selbst kann man vom Mentoring-Programm profitieren: Frische Ideen und Impulse vom akademischen Nachwuchs bringen einen selbst immer wieder dazu, sein eigenes Arbeiten zu reflektieren. Soziale und kommunikative Kompetenzen werden trainiert und im „Netzwerk“ können neue Kooperationsmöglichkeiten gewonnen werden. Das Berufsbild „Rechtsanwältin / Rechtsanwalt“ ist sehr bunt: Es gibt Unterschiede bei Kanzleigrößen, Kanzleistrukturen, Rechtsgebieten, Mandant:innen, Teilzeitmöglichkeiten udgl. Die Teilnahme an einem Mentorenprogramm ermöglicht einem auch selbst, andere Strukturen (und damit auch andere Themenstellungen) kennenzulernen und so auch eine andere Sicht / Außensicht zu bekommen. Es ist schön und inspirierend, über den eigenen Tellerrand zu schauen und neue Persönlichkeiten kennenzulernen.

Persönlich hoffe ich durch meine Teilnahme am Mentorenprogramm auch einen Beitrag zu leisten, andere Frauen für den Beruf als Rechtsanwältin zu begeistern bzw die getroffene Entscheidung für den Beruf zu bestärken.

Warum funktioniert Mentoring?

Mentoring ist für mich eine Möglichkeit sich direkt und unmittelbar in einer Eins-zu-Eins-Beziehung austauschen, Rat zu suchen, Rat zu geben und Hilfestellungen zu leisten. Die Herausforderungen sind nicht immer neu; viele Problemstellungen haben sich auch schon in der Vergangenheit gestellt und wurden gelöst. Da das „Rad nicht immer neu zu erfinden ist“ bietet das Mentoring hier die Möglichkeit, das eigene Wissen, die eigene Erfahrung an die Mentee weiterzugeben und diese in ihrem Lebensabschnitt zu fördern bzw zu begleiten. 

Auch ist es eine Möglichkeit, beidseitig von einander, ggf auch generationenübergreifend zu Lernen, eine neue Sicht auf die eigene Situation zu bekommen und Gedankenanstöße zu geben. Die Mentorin kann dabei Vorbild oder auch Negativbeispiel sein, auch abhängig davon ob sich die jeweiligen Lebensvorstellungen decken oder völlig von einander unterscheiden. Ganz nach dem Motto „Ich bin Ich und Du bist Du“ können die Erwartungshaltungen an das Leben auch ganz unterschiedlich sein.

Was sind die Themen/Bereiche, die am meisten diskutiert werden?

Nach meiner Erfahrung sind es insbesondere die Themen „Beruf und Familie“ und „Etablierung der eigenen Kanzlei / Etablierung eines eigenen Kundenstockes“, die vor allem jüngere Kolleginnen regelmäßig beschäftigen und wo es auch gut tut zu hören, dass sich die Themenstellungen bei sehr vielen in ähnlichen Formen stellen und gemeistert werden konnten. Oft hilft es nach meiner Wahrnehmung schon ehrlich zu hören, dass die Situation auch für andere sehr oft herausfordernd und nicht immer alles eitle Wonne ist.

2 Do‘s und Don’ts für die Karriere von Rechtsanwältinnen:

Do’s:

  • Eigene Leistung wertschätzen (immer wieder innehalten und „begutachten“, was man schon geschafft hat)
  • Lernen, nein zu sagen

Dont’s:

  • An sich selbst und der eigenen Entscheidung, den Beruf einer Rechtsanwältin mit Familie ausüben zu wollen, ständig zweifeln (nur weil andere im Umfeld ein anderes Lebensmodell leben bzw vorleben); sich ständig mit anderen vergleichen (das Gras ist in Nachbars Garten nicht immer grüner).
  • Die ganze Verantwortung auf sich nehmen (Kinderbetreuung, Haushalt, …) und sich nicht (insbesondere vom Partner nicht) helfen lassen.

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